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So kannst du queere Projekte unterstützen – über Mode hinaus
Der Pride Month ist eine Zeit voller Farben, Sichtbarkeit und Solidarität. Doch queeres Engagement endet nicht mit dem letzten Konfettiregen einer Parade oder einem Statement-Shirt. Wirklich unterstützend ist, wer auch über Mode hinaus hinschaut – und queer-feministische Initiativen, Community-Projekte und Organisationen nachhaltig stärkt.
In diesem Beitrag zeigen wir dir konkrete Möglichkeiten, wie du queere Projekte unterstützen kannst – mit Herz, Haltung und echter Wirkung.
1. Informieren & weiterbilden
Solidarität beginnt mit Wissen. Lerne mehr über die Geschichte queerer Bewegungen, über unterschiedliche Identitäten innerhalb des LGBTQIA+-Spektrums und über aktuelle Kämpfe – vom Selbstbestimmungsgesetz bis zu transfeindlichen Narrativen. Wer Hintergründe kennt, kann besser einordnen, unterstützen und auch im Alltag mutiger gegen Diskriminierung auftreten.
Tipp: Folge queeren Aktivist:innen und Bildungsprojekten auf Social Media. Hör Podcasts wie „Queerkram“, „Lila Podcast“ oder „Sag mal du als Frau“, lies Bücher von Autor:innen wie Hengameh Yaghoobifarah, Jayrôme C. Robinet oder Alok Vaid-Menon – und teile dieses Wissen weiter. Auch Dokus wie „Disclosure“ oder „Welcome to Chechnya“ bieten eindrückliche Einblicke.
2. Spenden – auch kleine Beträge helfen
Queere Projekte werden oft nicht ausreichend durch staatliche Strukturen gefördert – oder sie sind durch Bürokratie schwer zugänglich. Gerade kleinere Gruppen, die intersektional arbeiten oder sich für besonders marginalisierte Gruppen einsetzen, fallen durch Raster institutioneller Fördermittel. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch eine solidarische Community.
Viele queere Projekte finanzieren sich über Spenden. Das können Jugendzentren, Trans-Beratungsstellen oder kreative Community-Hubs sein. Besonders kleinere, nicht-institutionalisierte Gruppen sind auf kontinuierliche Unterstützung angewiesen. Staatliche Förderungen sind selten ausreichend, viele Gruppen arbeiten ehrenamtlich oder prekär.
Beispiele für Spendenziele:
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LesMigraS (Berlin): für von Rassismus betroffene LBTIQ* Personen
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GLADT e.V.: Selbstorganisation von BIPoC & Migrant:innen in der queeren Szene
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TransInterQueer e.V. (TrIQ): Anlaufstelle für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen
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Queer Refugees Deutschland: Unterstützung für queere Geflüchtete
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Queer Base (Wien): rechtliche Beratung & Communityarbeit
Schon 5 € im Monat machen einen Unterschied – besonders, wenn viele gemeinsam geben. Spenden lassen sich auch als Geschenk verschenken – z. B. zu Geburtstagen oder Hochzeiten.
3. Sichtbarkeit schaffen – Plattformen teilen
Dabei ist wichtig: Sichtbarkeit sollte nicht zur Vermarktung oder Selbstinszenierung auf Kosten der Community verkommen. Der Begriff „Pinkwashing“ beschreibt zum Beispiel, wenn Unternehmen queere Symbolik nutzen, ohne tatsächlich queere Menschen oder Projekte zu unterstützen – oder im schlimmsten Fall sogar gegenteilige Politik betreiben. Achte darauf, dass Sichtbarkeit immer auch mit Substanz verbunden ist.
Du hast ein Netzwerk? Nutze es! Teile Posts queerer Initiativen, promote Events, empfehle queere Künstler:innen oder Shops. Sichtbarkeit ist ein kostbares Gut, das du aktiv weitergeben kannst. Der Pride Month ist ein guter Startpunkt – aber queere Themen brauchen das ganze Jahr über Aufmerksamkeit.
Noch kraftvoller: Gib bewusst queeren Stimmen Raum – in Gesprächen, auf Bühnen, in Redaktionen oder Panels. Gerade dort, wo es sonst heteronormativ bleibt. Hinterfrage auch deine eigenen Plattformen: Wer wird dort gehört? Wen zitierst du?
Photo: Leeloo The First / pexels
4. Ehrenamtlich engagieren
Viele Organisationen freuen sich über Unterstützung – sei es bei Veranstaltungen, in der Öffentlichkeitsarbeit, in der Beratung oder im Orga-Team. Wenn du Zeit und Fähigkeiten mitbringst, frag bei queeren Zentren oder Pride-Vereinen in deiner Stadt nach.
Auch digitale Ehrenämter werden immer gefragter: Textarbeit, Grafikdesign, Social Media oder Websitepflege sind großartige Wege, deine Skills einzubringen. Vielleicht kennst du auch eine Person, die Unterstützung bei Behördengängen oder Bewerbungsschreiben braucht? Gelebte Solidarität kann ganz nah sein.
5. Queere Businesses & Kunst unterstützen
Nicht alle Unterstützung muss spendenbasiert sein – Konsum kann auch politisch sein. Kaufe Bücher von queeren Autor:innen, unterstütze queere Cafés, Labels oder Kreativprojekte. Viele queere Selbstständige schaffen nicht nur wirtschaftliche Unabhängigkeit, sondern auch sichere Räume für andere.
Beispiele:
• Queere Buchhandlungen wie „Prinz Eisenherz“ in Berlin
• Queere Kunstmärkte & Pop-up-Shops in deiner Stadt
• Online-Plattformen wie Etsy mit LGBTQIA+-Labels
paigh-Tipp: Es gibt viele tolle queere Brands, die fair produzieren – von T-Shirts mit Empowerment-Prints bis hin zu Handmade-Schmuck. Unterstütze bewusst.
6. Sprache bewusst nutzen
Auch unsere Sprache kann empowern – oder ausschließen. Achte im Alltag auf inklusive Formulierungen, verwende Pronomen richtig und sprich Menschen nicht ungefragt auf ihr Queersein an. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Respekt und Lernbereitschaft.
Kleiner Schritt, große Wirkung: Gewöhne dir genderinklusive Sprache an, etwa durch den Doppelpunkt („Freund:innen“) oder alternative Formulierungen wie „alle Menschen im Team“ statt „Kollegen“. Frag aktiv nach Pronomen oder teile deine eigenen – z. B. in Mails oder Social-Media-Bios.
7. Queere Jugendliche empowern
Jugendliche, die sich außerhalb der heteronormativen Norm bewegen, erleben oft Isolation oder Ablehnung – in der Schule, im Elternhaus oder Freundeskreis. Studien zeigen: Queere Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen – und gleichzeitig das Bedürfnis nach Vorbildern, Anerkennung und Schutzräumen.
Ein oft unterschätzter Bereich sind digitale Unterstützungsangebote – gerade in ländlichen Regionen oder für Jugendliche, die (noch) nicht geoutet sind. Plattformen wie comingout.de, „queerbuddy“ oder die JugendNotmail bieten anonyme und niedrigschwellige Hilfe.
Wenn du selbst queer bist: Erzähle deine Geschichte. Sichtbarkeit schafft Mut. Wenn du Ally bist: Sei unterstützend, frag nach, hör zu – und sprich dich aus, wenn queerefeindliche Aussagen fallen. Auch Lehrer:innen, Sozialarbeitende oder Eltern können viel bewirken, wenn sie sich bewusst für queere Jugendliche einsetzen.
Tipp: Unterstütze oder engagiere dich bei queeren Jugendorganisationen wie Lambda e.V. oder dem Projekt SCHLAU in NRW, das Antidiskriminierungsarbeit an Schulen macht.
Gemeinsam gestalten wir eine Welt, in der queere Vielfalt nicht nur toleriert, sondern aktiv gefeiert und gestärkt wird – heute, morgen und an jedem Tag im Jahr.
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