Wieso Erwachsene verlernt haben, zu träumen
Was hattest du mit deinem Leben vor, als du ein Teenager warst? Woran hast du geglaubt? Und wann hast du damit aufgehört, groß zu träumen? Wieso wir nicht naiv sind, wenn wir uns nach einer besseren Welt und einem glücklicheren Leben sehnen.
Nur naive Menschen haben große Träume
Meine Mutter hat mal gesagt, dass sie glaubt, dass Erwachsene Menschen die Fähigkeit verlieren, groß zu träumen. Und wie schön sie es findet, wie grenzenlos die Vorstellungen sind, die junge Leute vom Leben haben.
Diese Aussage hat mich glücklich und traurig zugleich gemacht. Glücklich, weil ich auch ein junger Mensch bin, der groß träumt, und ich mich daher mit der Aussage identifizieren konnte. Traurig, weil ich nicht wollte, dass sie recht hatte. An diesem Tag habe ich mir geschworen, nie so zu werden, weiterhin zu träumen und an große Dinge zu glauben. Mir war es egal, dann vielleicht als “naiv” abgestempelt zu werden.
Mit der pessimistischen, farb- und freudlosen Welt vieler Erwachsener hatte ich schon immer ein Problem. Wieso glauben so viele Erwachsene, dass nichts möglich ist? Dass es normal ist, dass Arbeit keinen Spaß macht? Dass Positiv-Denker Dummschwätzer sind, die noch nie vor ein ernsthaftes Problem gestellt wurden?
Ja gut, natürlich blicken "ältere" Menschen auf mehr Lebenserfahrung zurück und haben schon die ein oder andere Situation erlebt, mit der ich mich noch nicht auseinandersetzen musste.
Aber ist es nicht so, dass unsere Vorstellung von der Welt nicht auf unseren Erfahrungen an sich basiert sondern darauf, wie wir diese Erfahrungen werten und einschätzen?
Schließlich gibt es Menschen, die der gleichen, einschneidenden und vielleicht auch traumatisierenden Situation ausgesetzt waren; deren Leben aber von dieser Erfahrung auf ganz unterschiedliche Weise beeinflusst wurde.
Ein Prinz und ein Psychologe
Viktor Frankl, der österreichische Neurologe und Psychiater beschreibt genau das in seinem Buch “... trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager”. Er hat, wie viele andere auch, das reinste Grauen erleben müssen. Während und nach seiner Zeit im Konzentrationslager hat er sich Gedanken über Sinn und Sinnstiftung gemacht und kam zu dem Schluss, dass zwischen einer Erfahrung und der eigenen Reaktion auf diese Erfahrung immer die eigene Bewertung der Erfahrung steht – so viel einem Menschen auch genommen werden kann, jeder Mensch hat die Freiheit auf eine Bewertung der eigenen Erfahrungen. Auch Albert Ellis beschreibt dieses Prinzip in seiner “ABC Theorie”.
Zurück zu einschneidenden Erfahrungen, von denen wir weiter oben gesprochen haben: Durch unsere oftmals gelernte, automatische und unbewusste Bewertung dieser Ereignisse bilden sich Glaubenssätze über die Funktionsweise der Welt aus. Wir sehen und setzen Grenzen, sehen Limitation – oder eben Chancen und Möglichkeiten.
Wer es nun also schafft, zwischen einem Reiz und der darauf folgenden Reaktion den nötigen Raum für eine bewusste Bewertung zu schaffen, dem steht vieles offen. So können wir unsere eigenen Gedanken lenken, Neuronen neu verschalten und an unserem Mindset arbeiten.
Auch der kleine Prinz (aus der Erzählung “Der kleine Prinz” des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry) beobachtet einen deutlichen Unterschied zwischen seiner eigenen Betrachtung der Welt und der erwachsenen Sichtweise darauf, wie die Dinge zu sein haben oder laufen müssen. Er geht ohne Erwartungen an die Dinge heran, ist offen für jegliche Erfahrungen und so auch imstande, sich seine ganz eigene Meinung zu bilden. Diese Einstellung färbt auf den Erzähler ab, der sich wieder traut, an gewisse Dinge zu glauben und die Welt schließlich wieder aus einer kindlicheren Perspektive voller Vertrauen, Offenheit und Kreativität sieht.
Ich halte daran fest, solange ich kann
Die Erkenntnisse aus den genannten Büchern haben sich in meinem Kopf festgesetzt. Immer wieder erinnere ich mich daran, dass es okay ist, zu träumen. Dass es sogar wichtig ist, zu träumen. Ziele zu haben, eine positive Aussicht auf die Zukunft. Erwartungen, auch wenn diese nicht immer erfüllt werden. An das Gute zu glauben und mit dem Gefühl durch das Leben zu gehen, dass man alle Möglichkeiten hat, wenn man nur auf sie hin arbeitet.
Vielleicht denke ich eines Tages anders über dieses Thema. Vielleicht versiegt irgendwann mein Glaube an große Träume, an Chancen, Möglichkeiten und eine gute Welt. Aber falls dieser Tag kommt werde ich wissen, dass dieser Glaubenssatz aus einer Erfahrung heraus resultiert, die ich auf eine bestimmte Weise bewertet habe. Und dann werde ich alles dafür tun, diese Bewertung zu revidieren. Angefangen damit, wieder mehr wie ein Kind zu denken.
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Photo by Johannes Plenio on Unsplash
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