Geburt – der etwas andere Mutmacher
Dieser Artikel sollte ursprünglich von der „individuell perfekten Geburt” handeln. Er sollte dir als Leser*in als Inspiration dienen, die Art von Geburt zu visualisieren, die dir am meisten liegt, die deine Vorstellungen und Umstände bestmöglich unterstützen und dir ein sicheres Umfeld bieten, in dem du dein Kind ganz nach deinen persönlichen Bedürfnissen zur Welt bringen kannst. Es sollte eine Art Entscheidungshilfe werden, doch im Schreibprozess trugen mich meine Gedanken zum Thema Geburt selbst so viel tiefer.
Die bloße medizinisch- körperliche Herangehensweise lässt bisher viele Frauen, mit denen ich bereits gesprochen haben, bisweilen auf unerklärliche Weise unbefriedigt zurück. Jede Frau, die bereits eine Geburt gelebt hat, wird wissen, wovon ich spreche.
Geburt ist die körperliche Erfahrung eines Endes eines Reifungsprozesses. Der natürliche Zyklus von Mensch und Natur, von Mensch in der Natur, Mensch als Natur fließt in Wellen immer von Neuem: Saat, Einnistung, Wachstum, Reife, Geburt – und wieder von vorne.
Nicht nur unsere Kinder und wir selbst kommen so auf die Welt, auch unsere seelischen, geistigen und körperlichen Prozesse laufen im Kern nach diesem Schema ab. All dies eingebettet in dem gleichen Zyklus von Wachstum und Fortpflanzung bei Tieren und Pflanzen.
Jede Phase einer Geburt folgt einem bestimmten Muster - selbst beispielsweise die oft so mit Argwohn betrachtete mögliche Nachgeburtsdepression scheint, aus der Nähe betrachtet, unter anderem Teil dieses Mosaiks: Kennst du das Gefühl, wenn du ein großes Ziel endlich erreicht hast, endlich angekommen zu sein am Ort deiner Bestimmung, endlich eine Prüfung abgelegt zu haben, du hast geheiratet, dich getrennt oder ein Business gestartet – das unerklärliche Gefühl der Leere, welches dich vielleicht überkommen mag?
Neuanfang
Es ist geschafft – was nun? Alles getan, da ist das Kind nun, du hältst die Frucht deiner Mühen in den Händen, betrachtest das getane Werk und eine seltsame Nostalgie überkommt dich. Das muss man erst einmal verkraften! Es ist geschehen, unfassbar. So lange hast du darauf hingearbeitet. Durchaus kann es sein, dass dein seelisches System mit dieser plötzlichen Erlösung überfordert ist. Insbesondere, je mehr Kraft und Energie du bis hierher investiert hast. Es ist nichts, wofür eine Frau sich verurteilen müsste – diese Gefühle können Teil der Menschwerdung sein und sind zulässig und natürlich.
Der ganze Prozess des Mensch seins unterliegt also diesen Gesetzen und Kreisläufen, deren tieferer Sinn sich nur erahnen lässt. Doch es lohnt sich, diesen Gedanken des allumfassenden Einsseins im Wachstums- und Geburtsprozess alles Lebendigen auf sich wirken zu lassen.
Stell dir vor, wie anders eine Frau unter der Geburt bei sich und gehalten in der Welt sein kann, im tiefen Bewusstsein darüber, dass der stattfindende Prozess eine Auswirkung des Lebens und Wachsens in sich ist, etwas, das jedes Wesen auf dieser Welt in der ein oder anderen Ausprägung erlebt und durchgeht, um zu dem zu werden, wozu es bestimmt ist?
Welch ein Bewusstsein von Kraft mag sie durchströmen, eine Wahrnehmung des Lebensstroms, der ihr auch durch die Hormone die Kraft gibt, um das Neue zu gebären, ein Teil davon zu sein, dass es für uns Menschen eine Zukunft gibt.
Kürzlich las ich einen Artikel darüber, dass alle Eier einer jeden Frau, die in ihrem ganzen Leben springen werden, Zyklus für Zyklus, bereits in ihrem Körper angelegt sind, wenn sie als vier Monate alter Fötus im Bauch ihrer Mutter wächst.
Dies bedeutet, dass der Grundstein der Existenz eines neuen Menschen bereits in seiner Großmutter enthalten ist.
Ein Wunder
Eine andere Rechnung zeigte mir auf, um geboren zu werden, brauchtest du:
zwei Eltern
vier Großeltern
acht Urgroßeltern
sechzehn zweite Urgroßeltern
zweiunddreissig dritte Urgroßeltern
vierundsechzig vierte Urgroßeltern
hundertachtundzwanzig fünfte Urgroßeltern
zweihundertsechsundfünfzig sechste Urgroßeltern
fünfhundertzwölf siebte Urgroßeltern
tausendzweihundert vierundzwanzig achte Urgroßeltern
zweitausend achtundvierzig neunte Urgroßeltern
Dafür, dass du geboren werden konntest, brauchte es zwölf vorherige Generationen. Über die letzten vierhundert Jahre brauchtest du viertausend vierundneunzig Vorfahren, um heute hier zu sein.
Stell dir einmal vor: Wie viele Kämpfe? Siege? Depressionen? Freude, Geschichten, Abenteuer, Mut, neue Versuche, Glauben, Hoffnung, Trauer, Überwindung und Lebensbejahung?
Deine Geburt war ein Wunder. Und wenn du gerade schwanger bist oder es werden möchtest, ist auch die Geburt deines Kindes ein Wunder. Du bist getragen und gehalten von unzähligen Geschichten der Generationen vor dir – dies ist ganz nüchtern und bodenständig berechnet einfach ein staunendes Wow wert.
Ja, die Auseinandersetzung mit deinen Wünschen und Bedürfnissen für eine Geburt sind unumgänglich, sehr wichtig und nicht zu unterschätzen – je besser du dich vorbereiten kannst, umso sicherer wirst du dich unter der Geburt fühlen. Deine Gesundheit steht mit der des Kindes an oberster Stelle.
Die obigen, zugegeben leicht philosophischen Gedanken folgen der Grundlage eines tiefen Wissens, welches dir immens zur Seite stehen kann: Das ganze Leben funktioniert so, wie du es auch bald machen wirst. Erinnerst du dich daran, wie du vor einer großen Herausforderung standest und nicht wusstest, wie du das je schaffen sollst? Das Abitur, die Führerscheinprüfung, die Präsentation... und dann hast du dich vielleicht daran erinnert, dass schon tausende Menschen vor dir dies ebenfalls geschafft haben. Es mag dir jetzt ähnlich ergehen – nicht verwunderlich, welch eine Aufgabe! Du darfst Mut fassen, du bist nicht allein. Die Natur weiß, was sie tut. Und du darfst dich dieses Wissens bedienen und hinein entspannen.
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AUTORIN: SARAH ACKER
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