Was es bedeutet, ein nachhaltiges Leben zu führen
Reicht es aus, wenn ich auf die Regionalität von Lebensmitteln achte oder muss ich vegan sein, zero waste leben und mich selbst versorgen, um ein wirklich nachhaltiges Leben zu führen? Was gehört zu einem nachhaltigen Leben dazu, und was nicht? Hier kommt meine Einschätzung.
Gut genug?
Zu Anfang meiner eigenen Nachhaltigkeits-Reise habe ich mich besonders mit Plastik und Vermüllung auseinandergesetzt. Dann habe ich das Gelernte so gut es geht umgesetzt. Schnell bekam ich aber das Gefühl, das würde nicht ausreichen. Mein innerer Dialog hörte sich dann nicht selten so an:
Überdenk doch mal dein Konsumverhalten. Und deine vegetarische Ernährungsweise reicht ja eigentlich auch nicht aus. Fühlst du dich nach dem Kauf der Avocados nicht schlecht? Ich meine, die haben einen enormen Wasserverbrauch. Und über Urlaubsziele, die so fern liegen, dass man hinfliegen muss, denken wir am besten auch nicht mehr nach. Deine Putzmittel, vor allem die Waschmittel, sind auch nicht wirklich nachhaltig; das weißt du doch jetzt, oder? Geshoppt werden bitte auch nur noch nachhaltige und fair produzierte Produkte, alles andere wäre eine Schande! Duschen tust du ja auch eigentlich zu lange, und Geschenke werden auch bitte nicht mehr in Plastikfolie eingepackt. Wieso fängst du nicht an, dein eigenes Gemüse anzupflanzen? …
Der Druck, es richtig machen zu wollen
Vermutlich habe ich diesen Dialog hier ein wenig überspitzt dargestellt. Wer sich aber schon mal durch das Internet geklickt hat mit der Absicht, mehr über Nachhaltigkeit zu erfahren oder Bücher über das Thema gelesen hat, weiß, dass es unzählige Lebensbereiche gibt, die man nachhaltiger gestalten kann.
Vielleicht kannst auch du einige dieser Gedanken nachvollziehen. Es entsteht eine Art Druck, es immer noch besser zu machen. Den nächsten Lebensbereich zu optimieren. Woher aber kommt der Druck?
Mit dem in den letzten Jahren wachsenden Interesse an Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit, sind diese Themen beispielsweise in der Politik präsenter geworden (wenn auch nicht so sehr, wie ich es mir wünschen würde). Hinzu kommen immer mehr Nachrichtensendungen, Dokus, Blogartikel und Postings, die diese Angelegenheiten thematisieren. Das kann beim Rezipient / bei der Rezipientin Druck erzeugen, es besser machen zu “müssen”. Für die Gesellschaft. Für die Natur. Für die Tiere. Für unseren Planeten. Für unsere Nachkommen.
In meinem Falle ist er der Druck wohl eher selbst auferlegt (das überrascht mich kaum, denn das ist so eine Art Muster von mir; mir ständig Druck zu machen…). Ich bin eine ehrgeizige Person und möchte alles möglichst richtig und vollständig machen. Also möchte ich auch eine möglichst nachhaltige Person sein.
Wer aber bestimmt eigentlich, was es bedeutet, nachhaltig zu leben? Wo fängt Nachhaltigkeit an, wo hört sie auf? Ab wann lebe ich ein wirklich nachhaltiges Leben?
Expert:innen verschiedener Fachgebiete, in denen Nachhaltigkeit eine Rolle spielt, haben dazu bestimmt eigene Meinungen. Und das ist auch völlig in Ordnung. Bestimmt ist es sogar interessant, sich mal genauer mit ihren Einschätzungen zu beschäftigen. Aber wer hat Recht, wenn es verschiedene Meinungen gibt?
In allen nur denkbaren Bereichen gibt es diese unterschiedlichen Meinungen, Auffassungen und Standpunkte. Für jeden einzelnen gibt es dabei Dinge, die moralisch oder ethisch “richtig” bzw. “falsch” sind.
Das kann mir Sicherheit auch auf das Thema Nachhaltigkeit angewandt werden. Für die einen ist es aus klimatechnischen Gründen richtig, das Auto abzuschaffen. Für die anderen ist es viel wichtiger, regionale Lebensmittel einzukaufen. Wieder andere sehen den größten Beitrag zum Klimaschutz in einer veganen Ernährungsweise, usw.
Genau hier liegt für mich der Schlüssel zur Beantwortung der oben genannten Fragen. Wir alle haben unser ganz eigenes Leben, haben eigene Erfahrungen gemacht und daraus eigene Standpunkte und Sichtweisen entwickelt.
Im Endeffekt können also nur wir selbst bestimmen, was für uns richtig oder falsch ist. Wo für uns ein nachhaltiges Leben anfängt und wo es aufhört.
Dabei kann ich zu dem Schluss kommen, dass es mir reicht, möglichst kein Einwegplastik zu kaufen. Oder dass ich nicht auf mein Auto verzichten werde, weil es zur Zeit einfach nicht umsetzbar ist. Oder aber, dass ich keine tierischen Produkte mehr essen werde – Eben weil darin aus meiner Sicht der größte Mehrwert für den Planeten besteht.
Ich vs. Andere
Wir selbst sind es also, die Antworten auf diese Fragen finden müssen. Und zwar primär für uns. Natürlich entsteht bei Themen, die einem am Herzen liegen, das Bedürfnis, andere mitreißen zu wollen. Überzeugen zu wollen. Schließlich hat man doch gerade “das einzig Wahre”; die Lösung, entdeckt. Aber diese Wahrheit ist eben nicht für jeden Menschen die Wahrheit oder die Lösung. Andere Menschen werden anders handeln und andere Prioritäten setzen als man selbst. Das ist okay, denn jede:r lebt sein / ihr eigenes Leben. Dennoch muss man erstmal lernen, damit umzugehen. Lernen, zu akzeptieren und zu respektieren, dass es andere Meinungen gibt.
Das soll nicht bedeuten, dass man nicht in Konversation geht mit Menschen anderer Auffassung oder dass man keine Diskussionen mehr führen sollte.
Aber das Beste, was man letztendlich tun kann, ist seine eigene Wahrheit zu leben. Und auf dem Weg möglicherweise andere Menschen mitzureißen. Nicht, weil man ihnen die eigene Meinung aufzwingt, sondern weil man die eigene Wahrheit vorlebt.
Es bringt also nichts, sich unter Druck zu setzen. Wir sind alle auf unserer ganz individuellen Reise. Und wir dürfen selbst bestimmen, was uns wichtig ist und wo wir wann welchen Lebensbereich nachhaltiger gestalten. Ob wir andere durch unser Beispiel mitreißen, zeigt sich dann. :-)
Wenn du noch mehr über die Themen Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Familie & Schwangerschaft oder gesunde Ernährung erfahren möchtest, schaue doch mal hier vorbei.
Photo by Jeremy Bishop on Unsplash
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