Wie nachhaltig ist Tofu?
“Tofu ist nicht besser als Fleisch, weil dafür Regenwälder abgeholzt werden müssen.” Kommt dir dieser Satz auch bekannt vor? Das Argument wird gerne verwendet, wenn es um die Debatte “omnivore vs. pflanzliche Ernährung” geht. Denn für viele Menschen, die auf Fleisch verzichten, stellen Sojaprodukte – und damit auch Tofu – unter anderem eine wichtige pflanzliche Proteinquelle dar. Aber was ist denn nun dran an dem Argument? Kann man Sojaprodukte unbedacht genießen oder sollte man auch hier auf den eigenen Konsum achten? Diese Frage wollen wir heute näher beleuchten.
Darum ist Tofu so beliebt
Nicht nur für Vegetarier:innen oder Veganer:innen ist Tofu mittlerweile ein fester Bestandteil der Ernährung. Auch viele laktoseintolerante Menschen oder solche, die Wert auf eine ausgewogene Ernährung legen, sind Fans des Nahrungsmittels. Denn das Lebensmittel, welches aus Sojamilch hergestellt wird, punktet mit seinen gesunden Nährwerten.
Die wohl populärste Eigenschaft ist der relativ hohe Eiweißgehalt von Tofu. Das Lebensmittel enthält zudem alle essentiellen Aminosäuren. Das ist gut, denn essentielle Aminosäuren sind solche, die unser Körper nicht selbst herstellen kann, die aber wichtig für den Aufbau von Proteinen und für viele Stoffwechselprozesse sind. Tofu ist außerdem gut verdaubar. Damit ist seine Proteinqualität vergleichbar mit der von tierischem Protein.
Daneben liefert Tofu viele Ballaststoffe und wichtige B-Vitamine (unter anderem B3 und B5). Auch wichtige Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen, Kalzium, Zink und Folsäure sind in dem Sojaprodukt enthalten. Im Gegensatz zu Fleisch ist Tofu frei von Cholesterin, weist wenig Fett sowie keinen Zucker auf und ist damit kalorienarm.
Die wachsende Popularität hat zur Folge, dass man auch in unseren Supermärkten immer mehr Tofu-Varianten und Sojaprodukte findet. Aber wusstest du, dass man Tofu auch ziemlich einfach zuhause selber machen kann? Mehr Informationen zur Herstellung von Tofu findest du hier.
Die Effekte von Tofu und Sojaprodukten auf unsere Umwelt
Dass für Soja eine Menge Regenwald in Südamerika abgeholzt wird, ist zunächst einmal nicht zu leugnen. Das ist ein Problem, denn der Regenwald ist einer der bedeutendsten CO2-Speicher der Welt. Wichtig ist hier allerdings die Frage danach, wofür das angebaute Soja verwendet wird. Der Großteil landet nämlich nicht, wie viele denken, in Fleischalternativen oder etwa Tofu, sondern in der Fleischindustrie – genauer gesagt in eiweißreichen Futtermitteln. So werden, je nach Quelle, 80-98 Prozent des weltweit angebauten Sojas zu Tierfutter verarbeitet. Die wenigen Restprozente gehen in die Herstellung von Lebensmitteln und Produkten wie Margarine, Kosmetika oder Mayonnaise.
Das in Südamerika angebaute Soja landet also nicht selten vor der Nase von europäischen Nutztieren. Im Endeffekt wird der Regenwald demnach für den Verzehr von Fleisch abgeholzt, und nicht etwa für Tofu oder Fleischersatzprodukte, wie ja häufiger behauptet wird.
Europäisches Tofu wird sogar meist mit in Europa angebautem Soja produziert – die Bohnen stammen also zum größten Teil gar nicht aus Südamerika. Aufgrund der steigenden Nachfrage hat der Sojaanbau auf unserem Kontinent – vor allem in Italien und im Donauraum – in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.
Mit dem Anbau von Soja auf europäischen Böden wird ein weiteres Argument, welches oftmals gegen Sojaprodukte ausgepackt wird, entkräftet: Dass das Soja gentechnisch verändert sei. Es stimmt, dass importierte genmanipulierte Sorten für Futtermittel verwendet werden. Den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen können EU-Mitgliedstaaten oder Regionen aber seit 2015 bei sich verbieten. Auch Deutschland macht davon Gebrauch. Sojaprodukte, die aus Deutschland stammen, sind somit mit nicht gentechnisch veränderten Sojabohnen produziert worden. Das ist übrigens auch der Grund, wieso Soja als Futtermittel so billig ist, als Lebensmittel hingegen jedoch recht kostspielig.
Soja oder Fleisch – Was ist nun besser?
Personen, die sich rein pflanzlich ernähren, aber nicht so sehr auf die Herkunft ihrer Lebensmittel achten, tragen also auch immer noch einen winzigen Teil zur Abholzung des brasilianischen Regenwaldes bei. Aber eben einen viel kleineren als regelmäßige Fleischesser:innen.
Nach wie vor schneiden Sojaprodukte in ihrer Ökobilanz besser ab als Fleisch. Geflügel und Schweinefleisch beispielsweise verursachen ca. die 3,5-fache Menge an Treibhausgasen im Vergleich zu Tofu – egal welcher Herkunft. Andere Fleischsorten, wie z.B. Rindfleisch, verursachen sogar die 13-fache Menge. Das ist ein ganz schön großer Unterschied.
Die umweltfreundlichste Option scheint laut aktuellen Forschungsberichten immer noch der Fleischverzicht zu sein. Insbesondere unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Nüsse oder Hülsenfrüchte haben nun mal einfach einen geringeren Einfluss auf die Umwelt als tierische Erzeugnisse.
Möchte man Sojaprodukte wie Tofu genießen, stellt die unbedenklichste Lösung momentan Soja aus ökologischem, europäischem Anbau dar. Auch wenn der Sojaanbau in Europa bereits stark gewachsen ist, handelt es sich hierbei immer noch um eine Nische. So wird aktuell rund 140 mal mehr Soja importiert, als angebaut.
Solange durch den heimischen Anbau von Soja keine Monokulturen entstehen, spricht dagegen auch nichts. Regionalität wird gefördert und man spart sich nicht nur die Abholzung des Regenwaldes, sondern auch Emissionen bei den langen transkontinentalen Transportwegen.
Worauf du beim Kauf von Tofu achten kannst
Zusammengefasst bedeutet das für einen bewussten Konsum von Tofu also folgendes:
Achte darauf, möglichst Bio-Tofu zu kaufen, der mit europäischen Sojabohnen produziert wurde. Oftmals findest du bereits auf der Vorderseite des Produkts ein Label, das dich auf die Herkunft der Sojabohnen aufmerksam macht. So kannst du sicherstellen, dass sich keine ungewollten Zusatzstoffe im Produkt befinden. Zusätzlich schonst du mit deiner Wahl die Natur.
Diese Tipps gelten natürlich auch für andere Sojaprodukte wie Sojamilch oder Ähnliches.
Wenn du deinen Fleischkonsum reduzieren oder deine Ernährung weg von tierischen Produkten und hin zu pflanzlichen Lebensmitteln orientieren möchtest, sind folgende Blogartikel vielleicht interessant für dich:
- 3 Tipps, die dir dabei helfen, auf eine vegane Ernährung umzusteigen
- Natürliche Fleischersatz-Produkte, die du kennen solltest
- Nachhaltige Ernährung: So funktioniert’s
Wenn du noch mehr über Themen wie Umwelt & Nachhaltigkeit, Ernährung, Achtsamkeit oder Familie und Schwangerschaft erfahren möchtest, schaue dir hier spannende Blog-Artikel dazu an.
Quellen:
- https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/19320248.2017.1315323
- https://link.springer.com/article/10.1007/s10584-014-1169-1
- https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0048969721062781
- https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/16337-rtkl-ernaehrung-und-nachhaltigkeit-ist-tofu-schlecht-fuer-die-umwelt
- https://www.umweltberatung.at/tofu-ein-klimatisches-leichtgewicht#:~:text=Tofu%20wird%20aus%20der%20Milch,rund%201%20kg%20Treibhausgase%20ausgesto%C3%9Fen.
- https://www.transgen.de/aktuell/2658.eu-zulassung-gentechnik-pflanzen.html
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