Eco Anxiety: Über die Angst vor dem Untergang
Heute möchte ich über “eco anxiety” (zu deutsch: “Öko-Angst”– und nein, damit ist nicht die Angst vor Ökos gemeint ) aufklären. Dazu zunächst eine kleine Anekdote aus meinem eigenen Leben:
Vor ein paar Wochen saß ich abends mit meinen Mädels zusammen. Wir waren ein bisschen aufgeregt, da wir uns alle so lange nicht gesehen hatten. Die Gespräche sprudelten nur so aus uns hinaus – schließlich hatten wir uns viel zu erzählen. Als wir irgendwann dazu kamen, uns über die Bücher auszutauschen, die wir aktuell lasen, platze eine Freundin plötzlich hiermit heraus:
“Leute, ihr MÜSST ‘Die Geschichte des Wassers’ lesen! Seitdem ich das gelesen habe kann ich kaum noch ruhig schlafen…” Damit meinte sie, wie sie uns erklärte, dass sie seitdem nun ständig darüber nachdachte, dass sich unser aller Leben in kürzester Zeit total auf den Kopf stellen könnte. Sie fürchtete die im Buch thematisierten Überschwemmungen als Folge des Klimawandels und die daraus resultierenden Kämpfe um Nahrung und Überleben.
Nachdem sie uns grob den Inhalt des Buches schilderte, verstrickten wir uns alle in die Klimakatastrophen-Thematik und rutschten in eine immer dystopischere Weltsicht ab: “Bestimmt wird das genauso passieren…” “Am besten fangen wir jetzt schon an, unsere Lebensmittel zu bunkern…” “Ich will da am liebsten gar nicht drüber nachdenken. Oh Gott!”
Zu diesem Zeitpunkt spürte auch ich die sogenannte “eco anxiety” zum ersten Mal so richtig. Seitdem begleitet sie mich beinahe täglich…
Was es mit dem Begriff auf sich hat
Im angloamerikanischen Raum ist die “eco anxiety” bereits ein geprägter Begriff. Hierzulande habe ich persönlich noch kaum gehört, dass jemand sagt, er oder sie habe “Öko-Angst” (zugegeben, das hört sich zunächst auch erstmal ein bisschen bescheuert an, oder?). Wikipedia definiert eco anxiety so:
“Eco-anxiety is anxiety about ecological disasters and threats to the natural environment such as pollution and climate change. Variations to the definition exist such as the broader description explaining it as the ‘worry or agitation caused by concerns about the present and future state of the environment.’”
Frei auf deutsch übersetzt:
“Öko-Angst ist die Angst vor ökologischen Katastrophen und vor Gefahren für die Umwelt, wie Umweltverschmutzung und Klimawandel. Abweichungen dieser Definition betrachten die Öko-Angst allgemeiner; als ‘Sorgen oder Aufgewühltheit aufgrund von Bedenken hinsichtlich des gegenwärtigen und zukünftigen Zustands der Umwelt’.”
Der Begriff beschreibt also nichts anderes als ein Phänomen, das viele von uns kennen, und gibt ihm einen Namen. Dabei ist dieses Phänomen mit Sicherheit nichts Neues. Bestimmt gab es während der gesamten Menschheitsgeschichte immer wieder Menschen mit der Angst vor ökologischen Katastrophen. Und doch ist der Begriff topaktuell: In Zeiten von Plastik-Ozeanen, Zero-Waste-Bemühungen und “Fridays For Future” (um hier einmal das Paradebeispiel zu nennen), können sich viele mit dieser Angst identifizieren.
Ein neuer Begriff – Na und jetzt?
Was bedeutet es nun für uns, dass dieser Begriff zunehmend gebraucht wird? Zunächst einmal wird darüber deutlich, dass sich die Folgen des Klimawandels nicht nur auf die Umwelt und unsere Erde beschränken. Auch unsere psychische Gesundheit wird in Mitleidenschaft gezogen. Das kann direkt oder indirekt geschehen:
Direkte Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
Wir wissen bereits, dass das Erfahren extremer Wetterbedingungen einen Risikofaktor für das Entstehen psychischen Störungen darstellt. So können besonders langanhaltende Naturkatastrophen wie Erdbeben gehäuft zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Da es momentan vermehrt und immer wieder zu jeglichen Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürmen oder Bränden kommt, verlieren immer mehr Menschen ihr Zuhause, geliebte Menschen oder ihre gesamte Existenz. Damit sind auch immer mehr Menschen anfälliger dafür, eine psychische Störung – wie beispielsweise eine PTBS oder eine Depression – zu entwickeln.
Indirekte Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
Indirekte Auswirkungen der Klimakatastrophe manifestieren sich zum Beispiel in Öko-Angst: Auch nicht direkt von einer Naturkatastrophe betroffene Menschen machen sich ernsthaft Sorgen um den Zustand der Welt und können in eine Angstspirale geraten, aus der sie nur noch schwer herauskommen. Dabei steht häufig ein apokalyptisches Bild unseres Planeten im Vordergrund, gepaart mit der Angst vor der Zukunft und der Sorge, dass es schon zu spät sein könnte. Auch Eltern kleiner Kinder erleben häufig Öko-Angst: Zum einen spüren sie den Druck, ihrem Kind Werte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu vermitteln. Auf der anderen Seite machen sie sich Sorgen um den Zustand des Planeten und um die Welt, die sie ihren Kindern hinterlassen.
Klinische Relevanz
Alle, die die Klimakatastrophe ernst nehmen, kennen diese Angst wahrscheinlich in irgendeiner Form. Bei den meisten von uns überwiegt bei der Thematik jedoch die Hoffnung, etwas ändern zu können. Die Öko-Angst wechselt sich mit anderen Themen und Gedanken ab. Sie existiert zwar, beherrscht uns aber nicht.
Einige wenige aber werden von dieser Angst geschluckt: Es entsteht eine Aufwärtsspirale, und der Alltag wird durch die Angst dominiert. Folgen können anhaltende Angstzustände, Panikattacken und Depressionen sein. Mittlerweile gibt es sogar schon einige Therapeuten, die sich auf diese Form der Angststörung spezialisiert haben…
Wir wollen natürlich nicht hoffen, dass sich die eco anxiety ausbreitet – egal ob als “Alltagsangst” oder als ernsthaftes Störungsbild. Fakt ist jedoch, dass die Klimakatastrophe uns auf kurz oder lang auch psychisch belastet. Ein Grund mehr also, den Umweltschutz ernst zu nehmen!
Wie du selbst mit der Angst vor einer Umweltkatastrophe und deren Folgen umgehen kannst und was du tun kannst, um deine Sorgen zu mindern, erfährst du hier.
Wenn du noch mehr über die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit, Achtsamkeit oder gesunde Ernährung erfahren möchtest, schaue doch mal hier vorbei.
Hast du auch manchmal Angst vor dem, was durch den Klimawandel auf uns zukommen wird? Wenn ja, was sind deine Sorgen? Wie gehst du mit dieser Angst um? Ich würde mich freuen, von deinen Gedanken und Erfahrungen zu hören!
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