Kindersachen machen – Verpflichtung oder Spaß? Zum Inhalt springen

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Artikel: Kindersachen machen

Kind spielt mit Wasserfontänen

Kindersachen machen

Freude oder Pflicht?

Eltern/-teil sein bedeutet, dass man von nun an von Morgens bis Abends Dinge tut, die man ohne Kinder niemals machen würde.

Soweit die Aussage, mit der ich ins Elternsein eingestiegen bin – und nach der ich auch weitestgehend in den ersten Jahren gelebt habe. 

Ich bin nicht gut im Kindersachen machen. Das liegt vor allem daran, dass ich diese Dinge einfach nicht gern tue- ich habe keine natürliche Freude daran!

Ich mag weder basteln, noch gemeinsam backen, kochen oder Spieleabende, ich mag nicht das Kinderbecken im Schwimmbad, den Spielplatz und jegliche Schulveranstaltungen, ich würde nie von mir aus ins Spiele- Land gehen, mir graut vor Kindergeburtstagen und ich bin viel minimalistischer und genügsamer als meine Kinder. Ich möchte nicht Mitglied in einem Verein sein und keine Hüpfspiele spielen, ich mag kein Verkleiden und keine Rollenspiele mit Kuscheltieren. Ich lese nicht gern vor und abends vor dem Zubettgehen noch ein Lied zu singen, wenn ich selbst schon seit zwei Stunden meine Augen mit Streichhölzern offen halten muss, fällt mir extrem schwer...

In den vergangenen Jahren habe ich mich mit vielen Eltern darüber ausgetauscht und die Reaktionen sind verblüffend ähnlich:

Ganz vielen Eltern ist der Alltag mit Kindern schlicht einfach viel zu viel.

Sie sehen so müde und abgeschafft aus, doch in Gemeinschaft tragen wir alle unser schönstes Lächeln. Wir haben uns daran gewöhnt, dass uns die Zeit mit unseren Kindern nicht viel Freude bereitet – und fügen uns scheinbar in unser Schicksal. Doch damit machen wir es uns und auch unseren Kindern schwer: Die ganze Familie spürt, wenn es einem Teil der Familie nicht gut geht; auch, wenn dieser es zu überspielen weiß. 

Ich will doch, dass es dir gut geht!

In uns tobt ein Kampf: Wir haben gelernt, was unsere Kinder angeblich brauchen, um glücklich zu sein und egal, was wir selbst lieben oder nicht lieben, wir tun es, unseren Kindern zuliebe. Wir möchten alles dafür geben, dass unsere Kinder später auf eine schöne Zeit zurückblicken können.

Doch das ist noch nicht alles: Es ist nicht nur das Verantwortungsgefühl unseren Kindern gegenüber, das uns immer weiter in diesem Hamsterrad laufen lässt, sondern auch der gesellschaftliche Druck: Wir wissen, unsere Kinder erfahren in Schule und Kindergarten, was die anderen Eltern zuhause mit ihrer Familie machen. Welches Buffet gab es an Weihnachten? Wie groß waren die Geschenke? Wie pompös der Kindergeburtstag? Wie ausgefallen der Sommerurlaub? Wie lecker ist das Essen? Wie heimelig und gemütlich sieht die Wohnung, das Haus aus? 

Wir geraten in eine gefährliche Falle: Der Vergleich zu anderen. Ich frage mich, wie es dir damit geht... bei mir ist es mittlerweile weniger mein persönlicher Vergleich mit anderen, sondern eher die Angst, dass mein Kind denken könnte, anderen ginge es besser als ihm... und dadurch das Gefühl erhält, dass ihm etwas fehlt. Diese Angst trieb und treibt mich teilweise bis heute noch an – ich möchte, dass meine Kinder sich zugehörig fühlen, dass sie spüren: Mir geht es genau so gut wie allen anderen, ich habe Zugang zu allem, was meine besten Freund:innen auch haben – ich bin nicht außen vor. 

Und ich? 

Eltern fühlen sich oft immens unter Druck gesetzt, immer das Beste vom Besten zu bieten 

und interessanterweise sieht dieses „Beste“ für alle ähnlich aus. Wir haben übernommen, was wir gelernt haben – Kinder wollen basteln. Kinder wollen backen. Kinder brauchen ein Zelt in ihrem Zimmer, eine Hängematte auf dem Dachboden, eine kochende und backende Mama, riesige Kindergeburtstage und große Geschenke. Sie brauchen das Vorlesen am Abend und das Gutenachtlied und Weihnachten muss möglichst gemütlich sein. 

Nun – irgendwann habe ich begonnen, diese so natürlich erscheinenden Annahmen zu hinterfragen. 

Wer genau definiert eigentlich, was kindgerecht ist? 

Sind denn alle Kinder gleich? 

Ist es wirklich so, dass ich ständig auf den Flohmarkt oder ins Konsumcenter gehen muss, um die neuesten Spieltrends nicht zu verpassen? Muss ich riesige Mengen an Keksen backen, muss der Kuchen am Geburtstag ein Meisterwerk sein, muss es unbedingt jeden Tag der Spielplatz sein? Wie beengt ist meine Welt, wenn ich mich innerhalb dieser Grenzen bewege? 

Nun liebe ich nicht nur meine Kinder, sondern auch mich selbst. Dies ist der Punkt des Umdenkens. Was wir gemeinsam als Familie machen, soll auch allen Freude bereiten, zumindest in der Basis. Denn nur dann wird das gemeinsame Erleben zu einer entspannten Zeit. Der Genuss kommt nicht wirklich aus dem, WAS getan wird, sondern WIE wir es tun.

Du und ich 

Langsam, Stück für Stück, platzt ein kleiner Knoten nach dem anderen:

Unser Abendritual besteht immer noch aus Singen und lesen – doch abwechselnd, nicht beides auf einmal und zu einer früheren Zeit, zu der ich mich frei dazu fühle – danach können sie noch einige Minuten spielen und ich kann mich schon etwas zurück ziehen, um mich auszuruhen.

Wir gehen in die Bücherei, weil ich das mag- und siehe da, sie jauchzen. Wir bleiben einfach mal zuhause und ich widme mich meinen Projekten – meine Kinder spielen mit den Nachbarskindern. 

Wir treffen uns mit meinen Freund:innen, die keine Kinder haben, mitten in der Stadt und die Kinder bekommen ein Eis- sie finden es super.

Irgendwann habe ich am Kindergeburtstag sogar einen Fertigkuchen gekauft – zugegeben, das tat ich damals mit schlotternden Knien – aber hey, die Kinder haben den Nachmittag auf dem Trampolin verbracht und kaum an Essen gedacht. 

Ich habe gelernt, dass meine Bedürfnisse zählen. Mehr als nur das, sie sind unausweichlich, wenn wir gemeinsam glücklich sein wollen. Ich darf mir erlauben zu sagen „das mache ich nicht. Mutter oder eine Frau zu sein oder welches gesellschaftliche Klischee auch immer mich dazu drängen möchte, niemand kann mich zwingen und ich darf die Lebenswelt meiner Kinder so mitgestalten, dass es auch mir entspricht, auch, wenn es vielleicht manchmal im Vergleich anders aussieht. 

Und ja, ich überwinde mich regelmäßig, Dinge für meine Kinder zu tun, die ich selbst nicht mag – so gut wie jeden Tag. Zu bedingungsloser Liebe gehört das dazu und ich würde es jederzeit wieder tun. Denn am Ende zählt nur eins: Die Menschen, die ich am meisten liebe, möchte ich nie wieder los werden, was auch immer es kostet. 

Klar ist nun: Kindersachen ist all das, was uns gemeinsam Freude bereitet. Allen Kindern im Raum. Denen, die vor mir stehen und auch meinem eigenen inneren Kind. 

Wenn du noch mehr über die Themen Familie, Schwangerschaft, Achtsamkeit, Ernährung oder Nachhaltigkeit erfahren möchtest, schaue doch mal hier vorbei.

AUTORIN: SARAH ACKER

1 Kommentar

DANKE für diesen ehrlichen & ungeschönen Artikel – er spricht mir aus der Seele! Dachte ja immer, ich bin die einzige, die mit diesen “Kindersachen” überfordert ist bzw. sich nicht immer gut damit arrangieren kann/will 😊 finde es unglaublich wichtig, dass man auf sich selber schauen lernt (ein mühsamer Prozess..nebst all der Erwartungen an die Mama-Rolle, die man an sich hat, oder die man von der Gesellschaft vermittelt bekommt). Dann ist man automatisch eine bessere Mama – als zufriedener und ausgeglichener Mensch hält man einfach tausendmal aus und ist tausendmal frustrationstoleranter :-) Eine Win-Situation auch für die Kinder :-)
Dein Artikel lässt mich das grade wieder bewusst werden! Hut ab vor allen Müttern – wir machen einen verdammt wichtigen und schönen, auch wenn nicht immer leichten Job, dabei dürfen wir nicht auf uns vergessen! Liebe Grüße

CatKat

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