Ist Honig vegan?
Honig kommt von Bienen. Das wissen wir alle. Aber wie genau entsteht Honig und ist es nicht eigentlich unbedenklich, Honig zu essen, weil die Bienen ihn doch so oder so produzieren? Heute wollen wir der Frage auf den Grund gehen, ob Honig vegan ist, oder nicht.
Ein kleiner Disclaimer vorab: Ich bin selbst weder Imkerin, noch Bienenexpertin oder in der Produktion von Honig tätig. Alles, was ich hier wiedergebe, habe ich selbst recherchiert. Bei meinen Recherchen ist mir recht schnell aufgefallen, dass das Honig-Thema komplex ist. Es ist extrem schwierig, alle relevanten Informationen hier in einem einzigen Blogpost darzustellen. Um ehrlich zu sein ist es sogar schwierig, richtige von falschen Informationen zu unterscheiden. Es gibt online und offline viele Auseinandersetzungen zwischen “Honig-Befürworter:innen” und “Honig-Gegner:innen”. Beide Seiten werfen der jeweils anderen vor, einseitig und falsch zu argumentieren. Behalte das also beim Lesen dieses Beitrags bitte im Hinterkopf. Trotzdem gebe ich natürlich mein Bestes, hier keine Falsch-Infos unterzubringen. Naja, am Ende ist es wohl immer am besten, sich selbst ein eigenes Bild zu machen… :-)
Wie entsteht Honig?
Fangen wir mal ganz vorne an, nämlich damit, was Bienen in unserem Ökosystem eigentlich für einen Auftrag haben.
Man könnte die Bienen als “Liebesboten” der Pflanzen bezeichnen, denn sie helfen ihnen dabei, sich zu vermehren. Die Blüten der Pflanzen müssen bestäubt werden, um Samen oder Früchte hervorzubringen. Und für genau dieses Bestäuben sind die Bienen zuständig, indem sie bei ihrem Sammelflug Pollen der Blüte “mitnehmen” und sie beim nächsten Besuch der gleichen Pflanzenart wieder an die Pflanze abgeben – der Fortbestand der Pflanze ist gesichert. Das ist wichtig zu wissen, denn dann wird einem auch klar, wie wichtig Bienen für unser Ökosystem sind. Denn würde es Bienen nicht geben, wären ⅓ aller Pflanzenarten non-existent. Ohne Bienen gäbe es keine Früchte – und dazu zählen unter anderem unsere geliebten Äpfel, Mandeln, Beeren, Tomaten und Birnen.
Schön und gut, aber was ist jetzt mit dem Honig?
Pollen sind nicht das Einzige, was Bienen auf ihren Flügen von einem Ort zum anderen tragen. Der Duft und die Farben der Blütenpflanzen ziehen die Bienen an. Diese saugen den Nektar der Blüte über ihren Rüssel auf. Der Nektar bildet die Grundlage für den späteren Honig und wird in der Honigblase der Biene gespeichert. Die Biene fliegt zurück zu ihrem Stock. Hier nimmt eine andere Biene die Fracht in Empfang – Moment mal, bedeutet das nicht, dass Bienen nur das Transportmittel sind, und eigentlich keine tierischen Inhaltsstoffe selbst im Honig enthalten sind? Denn wäre das so, wäre Honig doch eigentlich vegan (= Produktion und Endprodukt ohne tierische Inhaltsstoffe), oder nicht?
Das könnte man denken, aber dem ist nicht so. Denn der Herstellungsprozess des Honigs ist an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen. Der Nektar wir von den Bienen immer wieder aufgesaugt und hervorgewürgt. Das ganze passiert bis zu 50 Mal! Während dieses Prozesses wird der Nektar im Magen der Biene immer wieder mit körpereigenen Enzymen angereichert; gleichzeitig wird das Wasser des Nektars entzogen. Dadurch entsteht die klebrige, dickflüssige Konsistenz, die wir vom Honig kennen. Schließlich wird die Substanz in eine Wabe entladen, in der sie mit Bienenwachs zur längeren Haltbarkeit “versiegelt” wird und dann dort verbleibt. All dies bedeutet, dass Honig letztendlich doch ein tierisches Produkt – und damit nach der vorherigen Definition – nicht vegan ist.
Nun gibt es natürlich auch Veganer:innen, die eher aus ethischen Gründen wie der Massentierhaltung bzw. wegen des Tierwohls vegan sind. Und auch bezüglich dieser Aspekte ist zu klären, ob Honig vegan ist. Dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich aber noch darauf eingehen, wofür die Bienen selbst den Honig eigentlich herstellen. Denn was für uns wie ein recht simpler Herstellungsprozess aussieht, ist für die Bienen harte Arbeit.
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Wofür benötigen die Bienen den Nektar?
Eine Biene produziert über ihr gesamtes Leben knapp einen Teelöffel Honig – für einen Kilo Honig müssen Bienen neuneinhalbmal um den Globus fliegen 🤯. Diese viele Arbeit machen sich die Bienen natürlich nicht aus Spaß, sondern weil sie auf den Honig angewiesen sind. Der Honig enthält alle essentiellen Nährstoffe für die Bienen und ist für sie das Hauptnahrungsmittel. Er wird zur Anfütterung junger Bienen benötigt und dient besonders in den kalten Wintermonaten als wichtige Energiereserve.
Wie unbedenklich ist die Massenproduktion von Honig?
Werfen wir nun einmal einen Blick auf den Punkt, ab dem der Mensch in dieses ganze Geschehen eingreift. Weil der Honig für die Massen produziert wird und eine sehr hohe Nachfrage besteht, kann man hier auch von Massentierhaltung sprechen. Wie bei der Produktion von Fleisch, Milch oder anderen tierischen Produkten steht hierbei nicht das Tierwohl, sondern der Profit an erster Stelle. Dass es den Tieren in Massentierhaltung nicht gut geht, wissen wir wohl alle. Aber ist das auch bei Bienen der Fall?
Die Bienen sind da, wo ihre Bienenkönigin ist. Um das natürliche Schwärmen eines Bienenvolkes zu verhindern, werden die Flügel der Bienenkönigin gestutzt. Das bindet sie an den vom Menschen ausgewählten Ort. Die Bienen werden in Kästen, sogenannten “Magazinen” gehalten. Die Konstruktion dieser Magazine erleichtert den Zugang zum Honig durch die Menschen. Zwar wurden sie auch entwickelt, um dabei möglichst wenige Bienen zu verletzen; an erster Stelle steht aber immer noch der Zugang zum Honig und die flexible Transportmöglichkeit der Bienen. In den Magazinen können die Bienen mühelos von Ort zu Ort transportiert werden, um dann dort möglichst profitabel zu arbeiten.
Zusätzlich werden Bienenköniginnen häufig künstlich befruchtet (was wir ja auch beispielsweise aus der Milchproduktion kennen), und im Winter werden die Bienen auf großen Bienenfarmen auf verschiedenste Weisen getötet, weil die Fütterung über den Winter zu teuer wäre. Werden sie doch über den Winter gehalten, wird ihnen Zuckerwasser als Honigersatz gegeben (denn der Honig, den sie für sich zur Überwinterung angesammelt haben, wird ja zu großen Teilen vom Menschen weggenommen). In den Ersatzstoffen fehlen die für das Immunsystem der Bienen wichtigen Enzyme, was das Bienenvolk anfälliger für Krankheiten macht.
Ist Honig nun vegan, oder nicht?
An dieser Stelle sei gesagt, dass natürlich nicht alle Imker:innen diese Maßnahmen anwenden. Aber besonders bei großen Produktionsstätten ist das leider häufig der Fall. Kleinere, lokale Imkereibetriebe stellen oftmals sicher, dass die Bienen selbst genügend Honig zum überwintern haben und achten auf weitere stressreduzierende Bedingungen.
Ob Honig vegan ist, oder nicht, hängt letztendlich also davon ab, wie wir Veganismus definieren. Wenn vegan bedeutet, dass das Produkt keine tierischen Inhaltsstoffe enthält, ist Honig klar nicht vegan. Wenn vegan aber bedeutet, dass auf das Wohl der Tiere geachtet wird, hängt die Antwort von den Bedingungen der Imkereibetriebe ab. Doch auch hier ist die Antwort in den allermeisten Fällen: Nein, Honig ist nicht vegan – schließlich wird er den Tieren am Ende des Tages immer noch weggenommen.
Die meisten Veganer:innen lehnen den Konsum von Honig ab. Dennoch gibt es auch einige, die im Konsum von Honig kein Problem sehen, solange sie Honig von einem lokalen Imkereibetrieb beziehen, bei dem sie wissen, was dort vor sich geht. Die Entscheidung, ob man Honig isst, oder nicht, ist letztendlich selbstverständlich jedem Menschen selbst überlassen.
Ich finde, dass wir uns viel häufiger daran erinnern sollten, wie wichtig die Lebewesen auf unserem Planeten eigentlich für uns sind. Das muss meiner Meinung nach viel mehr wertgeschätzt werden. Viel zu häufig wird nur darauf geachtet, wie wir noch mehr von den Lebewesen, die uns umgeben, profitieren können. Allein dieser Grund reicht für mich aus, um keinen Honig mehr essen zu wollen. Da unterstütze ich lieber Imker:innen, denen der Erhalt der (Honig- und Wild-)Bienen wirklich am Herzen liegt und die den Honigbienen auch selbst ihren Honig überlassen. :)
Gibt es Honig-Alternativen?
Zum Schluss stellt sich natürlich die Frage, was es für Alternativen zu Honig gibt. Der "goldene Nektar" wird gerne zum Versüßen von Speisen, Getränken oder Backwaren eingesetzt. Und keine Frage, Honig ist lecker. Trotzdem möchten manche Menschen gerne auf den Konsum von Honig verzichten.
Die gute Nachricht ist, dass es super einfach ist, Honig zu ersetzen. Und dass diese Alternativen ebenso gut schmecken können! Beispiele für Alternativen sind Agavendicksaft, Zuckerrübensirup und Dattelsirup. Diese und mehr Alternativen stellen wir dir hier genauer vor.
Wenn du noch mehr über gesunde Ernährung, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit oder Familie und Schwangerschaft erfahren möchtest, schaue dir hier noch mehr spannende Blog-Artikel zu diesen Themen an.
Quellen:
https://www.motherearthnews.com/homesteading-and-livestock/feeding-refined-sugar-to-honey-bees
https://bienen-dialoge.de/honig-und-zuckerfuetterung/
https://www.peta.de/themen/honig/#.WT5W-hPygzV
https://www.peta.de/themen/honig-von-bienen-aus-der-massenzucht/#.WT5e7xPygzU
https://www.realclearscience.com/quick_and_clear_science/2017/04/08/do_honeybees_feel_pain.html
https://www.bee-careful.com/de/fruchtvielfalt/die-bestaeubung-durch-die-biene/
https://www.bee-careful.com/de/fruchtvielfalt/wert-der-biene/
https://bienen.info/wieviel-honig-produziert-eine-biene/#Wozu_brauchen_Bienen_Honig_ueberhaupt
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